Die darauf folgenden Stunden glichen einem Sommergewitter: Von einer Sekunde auf die andere prasselten Unmengen an neuen Wahrheiten auf mich ein und schon nach kurzer Zeit drohte ich in einem Meer aus unwirklichen Tatsachen zu ertrinken, die alle eines gemeinsam hatten: Sie stellten meine bisherige Welt auf den Kopf.
Die anfangs freundliche Stimmung des Imperrehtors hatte sich langsam verfinstert, als er gemerkt hatte, dass ich immer noch nicht bereit war, seine neue Realität vollends zu akzeptieren. Er war nahe an mich herangetreten und hatte mit einer tiefen Simme geflüstert, dass es wenig Sinn mache, das, was ich hier betreibe. Man könne sich natürlich gegen sein Schicksal sträuben, doch was mich betreffe, mich, hier, heute, dann sei das so als ob ein Reh vor der Flinte glaubte es könne den Tag überleben. Seine Hand auf meiner Schulter war schwerer geworden, so schwer, dass ich schliesslich drohte, darunter zusammenzubrechen. Mein Schlucken hat er mit einem Grinsen zur Kenntnis genommen. Grehta, die Rehd Hot Chili Peppers, Roger – sie alle hatten den Raum bereits wieder verlassen. Ich war allein. Mit ihm. Die einladende Athmosphäre war einer Stille gewichen, die der Leere in meinem Kopf in ihrer Komplettheit glich. Nullpunkt. Ich fühlte, dass alles, was geschehen würde, in keinem Zusammenhang mit dem stehen würde, was bisher in meinem Leben geschehen war. Und doch musste da etwas gewesen sein, dass zu all dem geführt hatte. Doch was hatte ich damit zu tun? Die Frage brannte mir unter der Zunge, als sich der Griff des Imperrehtors zu lockern begann. «Manuel, es ist Zeit.» Er blickte mich an. «Ich muss dich auf die nächste Ebene führen. Alles ist vorbereitet.» Ich schwieg. Lies mich von ihm fortziehen. Zu schwach, um mich zu wehren, zu schwach, um überhaupt daran zu denken, mich zu wehren.
Innerhalb der letzten Tage waren die Konstanten meines Lebens wie morsche Pfähle in einem sandigen Grund versunken, den ich immer als das Fundament meiner Welt bezeichnet hatte. Ich hörte die Stimme des Imperrehtors kaum, als er die Türe öffnete, die sich hinter einer Kastenwand befand. «Darf ich dir vorstellen: Das Grehmium. Hier wird all das beschlossen, von dem die Menschen glauben, sie hätten Einfluss darauf.»